Im Februar 2025 reiste die deutsche Delegation des Projekts nach Benin, um verschiedene Stationen des Projekts zu besuchen und dieses Jahr durfte ich zum ersten Mal Teil davon sein. Die Reise war geprägt von eindrucksvollen Erlebnissen, intensiven Gesprächen und bewegenden Begegnungen. Von medizinischen Einrichtungen in ländlichen Regionen bis hin zu kulturellen Momenten am Rande der Küste, sammelte ich wertvolle Eindrücke.
Am Samstag den 22. Februar startete unser Flug vom Düsseldorfer Flughafen nach Cotonou, wo wir bei Ankunft bereits von den Mitarbeitern des Projekts in Empfang genommen und sich bei einem kühlen Bier im Livingstone ausgetauscht wurde. Am nächsten Tag ging es für uns nach dem Frühstück um 9:15 Uhr los, in Richtung Adjadji zur örtlichen Krankenstation. Dort angekommen, besichtigten wir zunächst die Krankenstation, die aus einer Aufnahme, einem Krankenzimmer mit zwei Betten, einem weiteren Bett im Flur sowie zwei Behandlungsräumen besteht. Vor Ort trafen wir auf zwei Patienten, beide an Malaria erkrankt. Anschließend besichtigten wir die neu errichtete geburtshilfliche Station (Maternité).
Diese ist vollständig ausgestattet – im „Dilatationsraum“ und im Kreißsaal wurden Fliesen für bessere Hygiene verlegt, und der Kreißsaal selbst verfügt über alles Notwendige, inklusive einer Kinderauflage zur Untersuchung. Was mir auffiel war, dass Patientinnen ihre eigene Bettwäsche mitbringen. Für mich, als in Deutschland arbeitende Krankenschwester, etwas ganz Neues aber mir wurde erklärt, dass dies eine übliche Praxis ist. Im Anschluss führten wir ein langes Vertragsgespräch mit der neuen Hebamme und konnten eine Einigung erzielen.
Der Montag begann früh: Um halb acht klingelte der Wecker und bald machten wir uns erneut auf den Weg zur Krankenstation. Auch an diesem Tag standen Gespräche auf dem Programm. Dabei fiel uns auf, dass vergleichsweise wenige Patienten vor Ort waren. Um die Ursachen besser zu verstehen, besuchten wir gemeinsam mit Romario und dem Krankenpfleger Stanislas eine staatliche Krankenstation im Nachbardorf. Dort erhielten wir interessante Einblicke in die Unterschiede der medizinischen Versorgung. Die hygienischen Bedingungen waren deutlich schlechter und im Bereich Geburtshilfe fehlte es an Ausstattung. Dieser Vergleich bestärkte uns darin die Maternité in Adjadji so schnell wie möglich in Betrieb zu nehmen, um eine qualitativ hochwertige Versorgung anzubieten und sicherzustellen.
Nach dem der Dienstag wieder mit einer Reihe an Gesprächen begann, kam es anschließend zu einer besonders bewegenden Begegnung mit den „Femmes balayeuses“, die Kehrfrauen des Dorfes und der Krankenstation. Es war ein herzliches und emotionales Zusammensein, bei dem Lob und Dankesworte auf Fon, Französisch und Deutsch hin und her gingen. Leider waren nicht alle Frauen anwesend, da kurz zuvor eine von ihnen bei der Geburt verstorben war und viele an ihrer Beerdigung teilnahmen. Die übrigen Frauen sangen und tanzten für uns, und wir wurden eingeladen mitzutanzen.Singend machten sie sich schließlich auf den Weg zur Krankenstation, wo Stanislas ihnen die Räumlichkeiten zeigte und die Ausstattung erklärte.
Der Mittwoch, unser letzter Reisetag, führte uns zur Küste nach Grand Popo. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir die historische Stadt Quidah und passierten den „Port de non retour“, ein bedeutendes Mahnmal aus der Zeit des Sklavenhandels. In einer kleinen Garküche legten wir eine Mittagspause ein und stärkten uns mit einem leckeren, wenn auch recht scharfen Gericht. Danach setzten wir unsere Fahrt fort und erreichten schließlich den Strand. Zu unserem Bedauern war die Unterkunft, in der Agromed seit über 20 Jahren untergekommen war, inzwischen geschlossen. Glücklicherweise fanden wir wenige Meter weiter ein kleines Häuschen direkt am Strand, mit einem überdachten Restaurant und gemütlichen Sitzmöglichkeiten – ein schöner und passender Ausklang unserer intensiven Reise voller Begegnungen, Eindrücke und neuer Impulse für unsere weitere Projektarbeit.
Bevor wir in der folgenden Sonntagnacht den Rückflug nach Deutschland antraten, fanden sich in alter Tradition nochmal alle Projektverantwortlichen zu einem großen und ausführlichen Abschlussreffen in Cotonou zusammen. Dabei wurden die Beschlüsse der letzten Tage ausformuliert und Zuständigkeiten festgelegt. Zudem bot das treffen die Gelegenheit, bereits erste Planungen für das Projektjahr 2025/26 zu konkretisieren.
Isabel Sennewald im Mai 2025